The Civil War Part 2

Die erste Schlacht von Bull Run (Manassas)

Nach dem Fall von Fort Sumter begann die Union genau so wie die Konföderation mit den Vorbereitungen für eine "Entscheidungsschlacht". Beide Seiten unterschätzten ihren Gegner maßlos und gingen davon aus, den Krieg durch eine einzige Schlacht für sich zu entscheiden. Es wurden Regimenter und Milizeinheiten aus Freiwilligen aufgestellt, welche sich für 3 Monate ver-pflichteten. Trotz mangelnder Ausbildung und teilweise unzureichender oder veralteter Bewaffnung zogen sich die "Armeen" an der Grenze zwischen den Nord- und Südstaaten zusammen. Politische Motive spielten wieder einmal eine größere Rolle als militärische Notwendigkeit. Die Aufstellung einer schlagkräftigen Truppe bedarf eines weitaus größeren Zeitaufwandes. So war die Disziplin der "Soldaten" sehr schlecht und der Ausbildungsstand mehr als nur unzureichend. Dies zeigte sich im Lagerleben, auf dem Marsch und vor allen Dingen in der Schlacht.

Die ersten kleineren Gefechte fanden schon vor Bull Run statt, waren aber ohne Bedeutung.

So sammelte der US-Generalmajor George Brinton McClellan seine Armee von 20.000 Mann in West-Virginia und rückte nach Osten vor. Dabei gelang es ihm, am 03.06.1861 ungefähr 800 Konföderierte in die Flucht zu schlagen und am 13.06.1861 weitere 555 gefangenzunehmen. Er überschätzte seine Erfolge aber, und meldete nach Washington, er habe zwei Armeen vernichtet. Dort war man daraufhin der Meinung, man könne nun endlich einen Angriff auf die "stark geschwächte" Rebellen-Armee wagen, und gab am 29.06.1861 US-Brigadegeneral Irwin McDowell den Befehl, gegen die Armee der Konföderierten vorzurücken.

Diese hatte sich bei dem Eisenbahnknotenpunkt Manassas Junction unter CS-Brigadegeneral Pierre Gustave Toutant de Beauregard zusammengezogen. Manassas liegt ungefähr 40 km von Washington entfernt an einem kleinen Fluß nahmens Bull Run. Beauregard verfügte über 20.000 Mann, ihm standen 35.000 Unionssoldaten gegenüber. Der Norden verfügte also über eine enorme zahlenmäßige Überlegenheit. In der Nähe von Harpers Ferry am Potomac standen weitere 12.000 Konföderierte unter CS-Generalmajor Joseph Eggleston Johnston einer ebenfalls überlegenen Unionsarmee von 16.000 Mann gegenüber. Deren Befehlshaber, US-Generalmajor Robert Patterson, sollte die konföderierten Truppen so stark beschäftigen, das diese keine Verstärkun-gen an Beauregard entsenden oder sich mit ihm vereinigen konnten.

Am 16.07.1861 setzte McDowell seine Truppen in Marsch und erreichte zwei Tage später Centreville. Statt jedoch am kommenden Tag sofort anzugreifen, zögerte er und hielt aufgrund der schlechten Versorgungslage seine Einheiten zurück.

P. G. T. Beauregard verhielt sich indessen ruhig und wartete ab. Er war nicht nur durch ein gutes Spionagesystem über die Ab-sichten und Truppenbewegungen der Union informiert, sondern auch durch die Presse des Nordens, welche die "Neuigkeiten" so-fort unter ihre Leser bringen mußte. Von militärischer Geheimhaltung war also bei "Billy Yank" nichts zu spüren.

Am 18.07. rückten die Yankees weiter vor, jedoch im Schneckentempo. Die ohnehin miserable Disziplin hatte noch mehr nachgelassen, und die Soldaten verließen die Marschkolonne, um an Bächen Wasser zu trinken, Beeren zu pflücken oder sich einfach von den "Strapazen" im Schatten eines Baumes auszuruhen. Noch am selben Tag unternahm eine US-Division einen Angriff auf die Stellungen der Konföderierten, wurden aber mit leichten Verlusten zurückgeschlagen. Die Armeen lagen sich danach gegenüber und warteten den Beginn der Schlacht ab.

Durch die zögernde Haltung McDowells gelang es, die Armee des Südens zu verstärken. Joseph Johnston war es gelungen, dem US-Generalmajor Patterson ein Schnippchen zu schlagen, und hatte 9500 Männer in Züge verladen und nach Manassas verlegt, wo sie am 20.07.1861 eintrafen und die Truppen Beauregards verstärkten.

Einen Tag später begann die Schlacht. Inzwischen waren aus Washington zahlreiche Familien zum Picknick erschienen, sie ließen sich in der Nähe des voraussichtlichen Schlachtfeldes auf einem Hügel nieder, um bei "Kaffee und Kuchen" dem Untergang der Rebellen-Armee beizuwohnen. Noch ahnten sie nicht, daß sie in den Verlauf der Gefechte mit einbezogen würden.

Brigadegeneral Beauregard hatte den Plan gefaßt, mit seinem rechten Flügel den Bull Run zu überqueren und die linke Flanke der Union anzugreifen. Die Yankees hatten genau denselben Einfall, sie wollten die linke Flanke der Konföderierten aufreiben. McDowell gelang es, als erster über den Bull Run zu setzen und griff unverzüglich an. Die Rebellen verteidigten sich hinhaltend.

Selbst nachdem der linke Flügel Verstärkungen erhalten hatte, brachte ihn das konzentrierte Feuer zweier Unions-Batterien zum schwanken. Die Konföderierten begannen sich zurückzuziehen. Da übernahm der CS-Brigadegeneral Thomas Jonathan Jackson die Initiative. Er hielt mit seiner Virginia-Brigade stand, wärend Brigadegeneral Barnard E. Bee die zurückweichenden Truppen sammelte und unter dem Ruf "Da steht Jackson wie eine Mauer" (Stonewall) wieder zum Angriff führte. Jackson, der zu einem der berühmtesten und fähigsten Generale des Bürgerkrieges wurde, trug seitdem den Ehrennamen "Stonewall".

Die gesammelten Truppen gingen zum Gegenangriff über, verstärkt durch Johnstons Truppen, die direkt von der Eisenbahn in die Schlacht geworfen wurden. Die beiden Unions-Batterien wurden im Handstreich und ohne nennenswerte Gegenwehr genom-men. Die Kanoniere hielten die angreifenden konföderierten Einheiten für eigene Leute, da diese noch teilweise blaue Uniformen aus alten Beständen trugen, die erst später in die typisch grauen Uniformen des Südens umgetauscht wurden.

Hierzu möchte ich noch erwähnen, daß zu Beginn des Krieges jede Milizeinheit ihre eigene Uniform in den unterschiedlichsten Schnitten und Farben nach den verschiedensten Vorbildern trug, was auch im Nachhinein oft zu Verwechslungen führte.

Zu größerer Berühmtheit gelangten die Zuaven-Regimenter beider Seiten (9th New York Infantry Regiment "Haw-kins´Zouaves" auf Unionsseite, First Special-Bataillon "Louisiana Tigers" auf konföderierter Seite), welche sich die Uniformen französischer Kolonialtruppen zum Vorbild genommen hatten, und die 79th New York Infantry "Higlanders", welche zu Beginn des Krieges noch im Kilt (Schottenrock) oder zumindest in karierten Schottenhosen ins Feld zogen. Solche "bunten" Einheiten wechselten aber oft schnell zu den regulären Uniformen, da sie die höchsten Verlustquoten aufzuweisen hatten, sie eigneten sich eben besonders gut als Zielscheiben.

Zurück zum eigentlichen Verlauf der Schlacht. Nachdem die Unions-Batterien ausgeschaltet waren, drängten die Konföderierten weiter vor. Die Truppen der Nordstaaten begannen mit einem geordneten Rückzug, der sich zu einer wilden Flucht weiterentwickelte. Panisch verließen die Yankees das eigentliche Schlachtfeld, dicht gefolgt von den "Rebellen", und stießen auf die ebenfalls im beschleunigten Aufbruch befindlichen Schlachtenbummler aus Washington. Es entbrannte ein Kampf Yankee gegen Yankee, um so schnell wie möglich über die einzige vorhandene Brücke zu kommen. Männer in Uniform oder Zivil, Frauen im Sonntagsstaat und Kinder drängten so schnell als möglich in Richtung Norden. Die Panik wurde weiter verstärkt, als eine konföderierte Granate in die Brücke einschlug und der Ruf erscholl, das die Virginia-Kavallerie dichtauf folge und alles niedermache, was im Weg stünde. Der letzte Wiederstand der Union brach, die Soldaten warfen ihre Waffen und Ausrüstungsgegenstände fort und suchten ihr Heil in der Flucht. Die Armee des Nordens existierte nicht mehr.

Doch auch der Süden war erschöpft. Wären die Männer besser ausgebildet gewesen und hätten die noch fehlenden Milizeinheiten zur Verfügung gestanden, wäre Washington sicherlich eingenommen und der Krieg zugunsten des Südens beendet wurden.

Die Verluste beliefen sich auf 460 gefallene Yankees und 387 Rebellen. Für die damalige Zeit enorm hohe Zahlen, die aber im Verlaufe des Krieges bei weitem überboten wurden.

Von einem kurzen Krieg konnte keine Rede mehr sein. Beide Seiten zogen sich zurück, leckten ihre Wunden und begannen, eine richtige Armee aufzustellen, um den Krieg zu einem späteren Zeitpunkt fortsetzen zu können.

Captain H. Joe Neumann
Quellen: G. Schomaekers "Der Bürgerkrieg in Nordamerika"

William C. Davis "Soldaten des US-Bürgerkrieges"

(C) www.living-history.de , im Herbst 2000