ein bedeutender General des amerikanischen Bürgerkrieges, der später Präsident der USA wurde:

Ulysses Simpson Grant

U. S. Grant war der erste Sohn einer einfachen Gerber-Familie. Sein Vater, Jesse Grant, heiratete am 24. Juni 1821 die Farmerstochter Hannah Simpson. 10 Monate später, am 27. April 1822, erblickte er das Licht der Welt. Sein Vater, der in der Geschichte des Altertums sehr belesen war, benannte seinen Sprößling nach dem griechischen General Ulysses. Als Zweitnahme einigte man sich auf Hiram, dieser wurde später durch eine Verwechslung "vergessen". Er wuchs in der kleinen Stadt Georgetown auf, wo seine Familie eine eigene Gerberei eröffnete. Dort entdeckte der kleine Ulysses seine auf Lebenszeit größte Vorliebe - Pferde. In jeder freien Minute ritt er auf ungesattelten Wagenpferden, die zu den Gespannen der Gerberei gehörten.

Am 23. September 1825 wurde ihm ein Brüderchen namens Samuel Simpson geschenkt, dessen Zweitname später zu der Namensverwechslung führte. 4 weitere Geschwister folgten in den kommenden Jahren. Ulysses wurde in methodistischem Glauben erzogen. Schon mit 7 Jahren mußte er für seinen Vater arbeiten, er ging jedoch nicht mit in die Werkstatt, da der Anblick und der Geruch von Blut ihm Übelkeit bereiteten. Mit 9 Jahren lenkte er Gespanne und ritt die Pferde in der Nachbarschaft ein. Bereits seit seinem 5. Lebensjahr besuchte der junge Grant eine Schule im Brown County, Ohio. Er war ein eher durchschnittlicher Schüler, nur in Arithmetik war er unschlagbar, er übertrumpfte sogar teilweise seine Lehrer. Später setzte er seine Ausbildung an einem Seminar in Maysville, Kentucky, und an der presbyterianischen Akademie in Ripley, Ohio, fort. Obwohl Ulysses Grant keine militärischen Ambitionen zeigte und eigentlich Farmer werden wollte, schrieb er sich durch die Fürsprache des Abgeordneten Thomas Hamer in der Militärakademie West Point ein. Hamer unterlief in seinem Bürgschaftsschreiben ein folgenschwerer Fehler. In dem Glauben, Grant führe als Zweitnamen den Familiennamen seiner Mutter, ging dieser für sein ganzes weiteres Leben unter dem Namen "Ulysses Simpson Grant" in die Geschichte der Vereinigten Staaten ein. Für die weitere Zukunft des 17-jährigen war sein wahrer Name Hiram für immer getilgt.

Für seine Kameraden, die mit ihm ab 1839 die schwierige Ausbildung absolvierten, war dies ein großer Spaß, und er wurde auf Grund seiner Initialien U. S. nur noch "United States" oder "Uncle Sam" gerufen. Grant graduierte als Durchschnittsmensch, nur im Ingenieurwesen konnte er mit überragenden Leistungen aufwarten. In den körperlichen Disziplinen machtem ihm nur Reiten und Fechten Freude. Unter den Prüflingen seines Jahrganges war er der 21.

1843 trat U. S. Grant als Brevet Second Lieutenant seinen Dienst bei den Jefferson Barracks, 4. US-Infanterie an. Bereits in dieser Zeit konnte man die Spaltung der Union absehen. Grant entschied sich auf Grund seiner Erziehung für die nordstaatlerische Whig-Partei. Dennoch verliebte er sich in die Tochter seines Colonels und Plantagenbesitzers Dent. Obwohl dieser nicht gerade davon angetan war, seine Tochter Julia an einen "eingefleischten Yankee" zu verlieren, gab er seine Zustimmung zu einer Ehe der Beiden. Die Hochzeit mußte jedoch verschoben werden, der Krieg gegen Mexico brach aus, Grants Truppe bekam ihren Marschbefehl.

Am 21. September 1846 zeichnete sich Grant beim Angriff auf die Stadt Monterey dadurch aus, daß er in dichtem Kugelhagel seitlich hängend das Frontgebiet durchbrach, um Nachschubkolonnen den bedrängten US-Truppen zuzuführen. Nach weiteren Schlachten wurde Grant über mehrere Stufen zum vollwärtigen First Lieutenant befördert. Im Juni 1848 wurde die 4. US-Infanterie zum Mississippi zurückbeordert. Dort strahlte ihm das persönliche Glück entgegen: am 22. August heiratete er seine Julia Dent in St. Louis. Am 30. Mai 1850 erblickte sein erster Sohn, Frederick Dent Grant, das Licht der Welt. Doch durch ständi-gen Standortwechsel seiner Einheit sah Ulysses seine Familie immer seltener. Er begann zu trinken und vernachlässigte seine militärischen Pflichten als Captain. Als Folge wurde er unter Anklage gestellt und, um einem Gerichtsurteil gegen ihn vorzubeugen, reichte er am 31. Juli 1854 seinen Abschied vom aktiven Militärdienst ein.

Kurz darauf, ohne Einkommen und inzwischen Vater zweier Söhne, zog Grant mit seiner Familie nach St. Louis, wo er mit Hilfe seines Schwiegervaters eine Farm gründete. Doch auch in diesem und in weiteren Be-rufen war ihm kein Glück beschieden. Als sich jedoch der Süden von der Union trennte und mit dem Beschuß von Fort Sumter der Bürgerkrieg begann, bot Grant der Union erneut seine Dienste an. Inzwischen hatte er sich vom Alkohol getrennt und widmete sich einem kleineren Laster - dem Genuß von Pfeifen und Zigarren. U. S. Grant schloß sich der "Joe Daviess Guard" an und führte diese nach Springfield, wo sie sich den Truppen aus Illinois unterordnen sollten. Nach einigen Hindernissen wurde ihm der Oberbefehl über die 12. Ohio-Freiwilligen angeboten und Grant wurde zum Colonel ernannt.

Er lehnte jedoch ab und übernahm das 21st Illinois Volunteers - Regiment, aus dem jedoch erst einmal eine schlagkräftige militärische Einheit gemacht werden mußte. Nach kleineren Aktionen gegen die Südstaatler erreichte ihn völlig überraschend die Berufung zum Brigadegeneral der Freiwilligen. Sein Stern be-gann zu steigen. Nach einigen Erfolgen an der Westfront, die ich alle nicht im einzelnen benennen möchte, sowie durch seine Kaltblütigkeit und seinen Mut bei erfolgreichen Rückzugsgefechten machte er sich auch in Washington einen Namen. Seinen ersten größeren Sieg errang er bei der Einnahme von Fort Donelson. Dort wurde auch sein Markenzeichen geprägt: "Keine anderen Bedingungen als die sofortige und bedingungslose Übergabe werden akzeptiert." Sein Kürzel U. S. bekam eine neue Bedeutung: "Unconditional Surrender" - Bedingungslose Übergabe.

Nun wurde selbst der Präsident Abraham Lincoln auf den "Bedingungslosen" aufmerksam. Am 16. Februar 1862 ernannte er Grant zum Generalmajor der Freiwilligen. Doch seine Bevorzugung durch den Präsidenten brachte ihn bei anderen, weniger erfolgreichen Generalen in Mißkredit. Verleumdungen und Intrigen machten ihm schwer zu schaffen.

Dennoch behielt er die Oberhand und übernahm am 11. Juli 1862 das Department im Westen. Nach einer Umstrukturierung seiner Truppen setzte sich Grant ein besonderes Ziel: Das "Gibraltar des Mississippi", Vicksburg, sollte sein werden. Nach monatelangen Vorbereitungen und großen Rückschlägen trotz massivem Einsatz von Heer und Flotte hätte wohl manch einer seiner "Kollegen" aufgegeben - damals eine typische Handlungsweise mehrerer Unionsgenerale. Nicht so U. S. Grant. Seine Hartnäckigkeit wurde belohnt. Am 4. Juli 1863, dem Unabhängigkeitstag der USA, mußte Vicksburg bedingungslos kapituliern. Grant war seinem Ruf treu geblieben, der Mississippi war für die Union frei, die Konföderation dagegen war gespalten und von den Nachschubhäfen im Westen abgeschnitten. Ein Festtag für Lincoln, der die ewigen Niederlagen der Union satt hatte. Er berief am 17. Oktober U. S. Grant zum Oberkommandierenden der Military Division of the Mississippi. Der große Vormarsch begann. Vom 23. zum 25. November 1863 schlug Grant die Konföderierten in der Schlacht von Chattanooga. Als Anerkennung wurde ihm die wohl größte Ehre zuteil: Als zweiter Amerikaner nach George Washington wurde er am 2. März 1864 mit dem Rang eines Generalleutnants ausgezeichnet, was gleichzeitig den Oberbefehl über alle US-Einheiten mit sich brachte. Trotz Rückschlägen wie z. B. in der Wilderness rückte Grant unbeirrbar immer nur vorwärts, drückte Lees Truppen die Luft ab und erreichte schließlich am 9. April 1865 dessen Kapitulation in Appomattox Court House. Nur diesmal ging Grant über sich selbst hinaus. Er, der "Bedingungslose", ehrte die geschlagenen konföderierten Truppen und ihren Oberbefehlshaber, indem er den Offizieren die Säbel und den Mannschaften ihre Reittiere ließ. Desweiteren setzte er durch, daß es keine Prozesse gegen Südstaaten-Militärs gab. Grant sonnte sich als Held des Bürgerkrieges in seiner Popularität und ließ sich 1868 von der Republikanischen Partei als Präsidenschaftskandidat aufstellen. Am 3. November gewann er die Wahl und wurde für zwei Amtsperioden der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Leider hatte er in diesem hohen Amt nicht so eine glückliche Hand wie als General. Sein Umfeld erkannte bald seine Schwächen und nutzte diese schamlos aus, um in die eigene Tasche zu wirtschaften.

Unter diesen Leuten waren auch einige alte Haudegen aus Kriegstagen und sein eigener Bruder. Bestechungsaffären, Unterschlagungen von Staatsgeldern und ähnliches brachten auch den ahnungslosen Ulysses in Mißkredit. Sein Stern verblasste und begann immer schneller zu sinken. Selbst im späteren Zivil-leben konnte sein Abstieg nicht aufgehalten werden. Grant brachte sein gesamtes Vermögen vertrauensselig in die Bank- und Maklerfirma "Grant & Ward" ein. Sein windiger Geschäftspartner Ferdinant Ward führte jedoch das gemeinsame Projekt in den Bankrott. Dazu gesellte sich ein schweres Krebsleiden.

Mit Zeitungsartikeln hielt er sich und seine Familie über Wasser. Schließlich nahm er in allerletzter Minute ein Angebot des Schriftstellers Samuel L. Clemens, der später unter dem Pseudonym Mark Twain in die Literaturanalen einging, an; für 25.000 $ Vorauszahlung und 20% Anteil am Verkauf diktierte er, schon mit dem Tode kämpfend, seine Memoiren.

Später, als er nicht mehr sprechen konnte, schrieb er jeden Tag selbst 4 Stunden an dem Manuskript. Am 16. Juli 1885 vollendete Ulysses Simpson Grant den zweiten Band seiner Memoiren und bereits 7 Tage später, am 23. Juli, verstarb er. Seine Familie war finanziell gesichert, neben der Anzahlung verdienten sie in den ersten beiden Jahren des Verkaufs der Lebensbeichte 450.000 $. So hatte Grant mit letzter Kraft doch noch einen persönlichen Sieg errungen. Er, der einer der besten Generale und einer der schlechtesten Präsidenten der Vereinigten Staaten war, das Vorbild an Disziplin, Ehrlichkeit, Mut und Bescheidenheit, liegt heute ehrenvoll in einem Mausoleum am Riverside Drive in New York City begraben.

Joe Neumann

Quelle zu diesem Artikel:

Dietmar Kuegler: "General U.S.Grant - Militärische Biographie"

Verlag für Amerikanistik Wyk auf Foehr, Reihe "Nord und Süd", 1990

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