THE CIVIL WAR (Teil 5)

Der Halbinsel-Feldzug der Potomac-Armee

Nach der Winterpause 1861/62 fand der Krieg im Osten seinen Fortgang mit einer großangelegten Operation der Unionstruppen unter dem übervorsichtigen General George Brinton McClellan. Sein Plan sah vor, über die Virginia-Halbinsel von Osten her die Hauptstadt der Konföderation, Richmond, einzunehmen und den Krieg zu Gunsten des Nordens zu beenden. Der Plan an sich war gut durchdacht und ausgearbeitet. Sicherlich hätte er auch zum Erfolg führen können, wenn nicht McClellan selbst durch sein Zaudern und seine Fehleinschätzungen der Lage ein Gelingen zunichte gemacht hätte. Der Feldzug endete in einem Desaster bei der "Schlacht der 7 Tage" um Richmond.

Bis dahin war es aber noch ein langer Weg. Beginnen wir also mit der Ankunft der Potomac-Armee (US) auf der Halbinsel. Die Truppen der Union wurden auf Schiffen und Flußbooten zu Ihrem Basispunkt verbracht und forcierten sich um Fort Monroe, ins-gesamt 105.000 Mann stark. General McClellan stieß am 2. April 1862 zu seinen Einheiten. Dank seiner Vorbereitungen war die Potomac-Armee nicht nur zahlenmäßig den Konföderierten weit überlegen, sondern auch waffentechnisch und ausbildungsmäßig auf dem besten Stand seit Beginn des Krieges. Die Armee verfügte unter anderem über die stärkste Artillerie, die der nordamerikanische Boden jemals gesehen hatte.

Das Gebiet der Halbinsel war stark bewaldet, teils sandig, teils sumpfig und kaum bevölkert. Es gab nur zwei kleinere Städte, Yorktown und Williamsburg. Nach einer teilweisen "Luftaufklärung" mittels Wasserstoff-Ballon von Yorktown ließ McClellan das IV. Korps unter General Keyes gegen die Kleinstadt vorrücken. Es sollte dabei einen kleinen, kurzen Fluß namens Warwick-River überqueren, der zudem noch kaum Verteidigungslinien der grauen Truppen aufweisen sollte.

Leider erwiesen sich die Karten für die Unionsgeneräle als äußerst ungenau, und auch die "Luftaufklärung" hatte nicht die ganze Wahrheit ans Licht gebracht. Das IV. Korps brach am 4. April auf und traf auf den Warwick-River, der jedoch ein großer, breiter Fluß war und eine unüberwindbare, natürliche Abwehr bildete. So mußten die blauen Truppen ca. 5 Kilometer von der geplanten Marschroute abweichen, um eine überquerbare Stelle zu erreichen. Diese wurde jedoch von angeblich "überlegenen" konföderierten Einheiten verteidigt.

Tatsächlich lagen die grauen Jungs in den Verteidigungsstellungen, aber gerade 11.000 Mann stark ! Dem Kommandanten, General John Magruder, gelang ein Schauspiel besonderer Art. Er spielte der Unionsarmee ein Theaterstück vor, welches noch oft Nachahmung finden sollte. Magruder ließ seine Jungs so eifrig hin und her marschieren, dabei ein Kommandogeschrei inszi-nierend und in schweren Salven feuern lassend, daß seine Truppen auf ungefähr 50.000 statt 11.000 Mann geschätzt wurden. Warscheinlich waren General McClellan und seine Offiziere gute Theatergänger. Sie glaubten den Berichten und nahmen die "Darstellung" ernst. Mc Clellan brach den Angriff ab und ließ Artillerie für eine Belagerung von Yorktown heranschaffen. Der Beschuß sollte am 5. Mai beginnen, der Halbinsel-Feldzug kam also einen ganzen Monat zum Erliegen! Während sich die Föderierten zum Narren halten ließen, hatten die Konföderierten genügend Zeit, die Verteidigung ihrer Hauptstadt vorzubereiten. Der militärische Berater von Jefferson Davis, General Robert Edward Lee, konnte sogar die Division Ewell von Johnstons Armee bei Richmond abziehen und General "Stonewall" Jackson im Shenandoah-Tal als Verstärkung zuteilen.

Dem nicht genug, gelang es Lee nach Ablauf des Monats erneut, McClellan und seine Armee der Lächerlichkeit preiszugeben. Nachdem die Potomac-Armee ihre schwere Artillerie (Geschütze und Belagerungs-Mörser) in Stellung gebracht hatten, um am

5. Mai 1862 das Bombardement auf Yorktown zu eröffnen, ließ Lee in der Nacht vom 3. zum 4. Mai General Magruder und seine Division abrücken und die Stadt räumen. Der Rückzug wurde dabei von einem Großteil der konföderierten Armee unter dem Oberbefehl von General J. E. Johnston gedeckt. Am 4. Mai mußte der völlig verdatterte Oberbefehlshaber der Potomac-Armee feststellen, daß die Rohre seiner gewaltigen Belagerungsartillerie eine gänzlich leere Stadt bedrohten.

Nach mehreren Stunden "angestrengten Überlegens" gab McClellan den Befehl, die Verfolgung aufzunehmen und gegen Richmond vorzurücken. Die Artillerie wurde per Schiff den York-River hinauf bis zur Ortschaft West Point transportiert und dabei von 5 Divisionen (!) gedeckt.

Am 5. Mai 1862 traf der US-General Joseph "Fighting Joe" Hooker mit seiner Division des III. Korps auf die CSA-Division Longstreet. Diese hatte den Auftrag , die Potomac-Armee auf einer Verteidigungslinie hinter Williamsburg mindestens einen Tag aufzuhalten und eine Verfolgung Magruders und dem Groß der konföderierten Armee zu unterbinden. Hooker startete sofort einen Angriff auf die grauen Linien, wobei sich die Jungens in Blau jedoch nur blutige Köpfe holten. Ein Gegenangriff der "Rebellen" konnte jedoch durch das Eingreifen einer Unionsbrigade unter Kirby ebenfalls abgewiesen werden. Im weiteren Verlauf des Gefechts rückte auf Unionsseite nach und nach das komplette III. Korps an, wärend Longstreet von nur einer Division unter General D. H. Hill verstärkt wurde. Nach einer Schlacht mit wechselndem Erfolg aber einer immer erdrückender werdenden Übermacht der Union, setzten sich Longstreet und Hill in der Nacht ab und zogen sich gen Richmond zurück. Ihren Auftrag hatten sie erfüllt.

General McClellan nahm nicht an der Schlacht bei Williamsburg teil, er befand sich in West Point und "bewachte" seine Geschütze. Als er von dem erneuten Debakel der Potomac-Armee erfuhr, leitete er eine zweite längere Pause ein. Die Zeit bis Ende Mai verbrachte er damit, seine Armee vor den Verteidigungslinien der Konföderierten östlich von Richmond in Stellung zu bringen. Johnny Reb langweilte sich inzwischen schon beim Kartenspielen und beobachtete, wie Billy Yank erneut die Schaufeln schwang. In Richmond selbst war die Stimmung jedoch auf einem Tiefpunkt angelangt. Die Bevölkerung saß auf ihren Koffern und schimpfte auf die Regierung Davis, ihre einzige Hoffnung waren die tapferen Burschen in grauer Uniform, welche selbst ihr Letztes, nämlich ihr Leben, für die Verteidigung ihrer Hauptstadt zu opfern bereit waren.

Ende Mai wurde der Entschluß gefaßt, das Groß der Potomac-Armee über den von Osten nach Westen verlaufenden Chickahominy-River zu verlegen und vor Richmond zu verschanzen. Diese Operationen verliefen aber wiederum McClellan-mäßig, nämlich extrem langsam. Dazu kamen dann auch noch schwere Regenfälle, die aus dem Flüsschen einen Strom zauberten, der die Unionsarmee teilte und voneinander isolierte. Das IV. US-Korps unter General Keyes lag schon seit dem 30. Mai 1862 südlich des Flusses in den Stellungen, während Teile des II. Korps sowie das komplette III. Korps (General Heintzelman) und das V. Korps (General FitzJohn Porter) auf der Nordseite des Chickahominy auf den Rückgang des Hochwassers warteten. Die Einheiten befanden sich zwischen den Ortschaften Seven Pines und Fair Oaks.

Der Befehlshaber der Konföderierten, CSA-General Joseph E. Johnston, entschloß sich zu einem Angriff auf diese Verbände und rückte am 31. Mai vor. Mit den Divisionen A. P. Hill, D. H. Hill, Magruder und Whiting verwickelte er die Unionstruppen in die Schlacht von Fair Oaks/Seven Pines. Die Divisionen Longstreet und Huger kamen durch Koordinationsfehler vom Weg ab und behinderten sich gegenseitig. Dadurch konnten sie nicht rechtzeitig zum Einsatz gebracht werden. Das Glück auf dem Feld der Ehre war wechselseitig, es gelang keiner der beiden Seiten, einen klaren Vorteil zu erringen. Bei Anbruch der Dunkelheit trennten sich die Armeen.

Wärend der Schlacht wurde General Johnston ernsthaft verwundet und mußte vom Feld getragen werden. Dieser für den Süden schwere Verlust führte in Richmond zu einer Entscheidung von sehr großer Bedeutung für den weiteren Verlauf des Krieges. Die beiden CSA-Armeen von Johnston und "Stonewall" Jackson wurden am 1. Juni 1862 vereinigt und erhielten den Namen "Army Of Northern Virginia". Als Oberbefehlshaber dieser neuen Armee wurde General Robert E. Lee ernannt. Seine erste Aufgabe sollte es sein, den Belagerungsring um Richmond zu sprengen und die Potomac-Armee aus Virginia zu vertreiben oder gegebenen-falls zu vernichten. Lee begann mit den Vorbereitungen, und er hatte auch genügend Zeit dazu. McClellan verbrachte den ganzen Rest des Juni damit, seine Armee umzudisponieren, Belagerungsartillerie gegen Richmond in Stellung zu bringen und in Washington um Verstärkungen zu bitten, da er die Stärke des Feindes wie gewöhnlich maßlos überschätzte. Über die folgende "Schlacht der 7 Tage" möchte ich ein anderes mal berichten.

Euer Captain H. Joe Neumann

Quellen:

Stefan Papp,jr. "General Joseph E. Johnston"

Leah Ireland-Kunze "Der Bürgerkrieg in den USA 1861-65"

G. Schomaekers "Der Bürgerkrieg in Nordamerika"

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